Oft wird die Frage gestellt, ob es überhaupt klimafreundlich ist, einen in China produzierten E-Roller zu fahren, wenn dieser ja erst einmal quer über die Weltmeere nach Europa geschickt werden muss. Ab wann amortisiert sich ein NIU N1Sport eigentlich in der CO2-Bilanz?
Wir haben nachgerechnet!
Wir gehen für unseren Vergleich davon aus, dass Sie in Pfaffenhofen an der Ilm wohnen. Warum? Weil dieser Ort ziemlich genau zwischen dem Hamburger Hafen und einer der letzten, wenn nicht der letzten, europäischen Fabrik liegt, in der noch ein 50 cm³-Benzinroller produziert wird. So gut wie alle Motorroller dieser Klasse werden nämlich in China oder Taiwan produziert, was die Frage im Titel dann sowieso obsolet macht.
Ein NIU wird in Changzhou produziert. Sein Bruttogewicht (also inklusive Verpackungsgestell, Verpackungskarton, Schutzfolien, Bedienungsanleitung usw.) beträgt 133,6 kg. Dazu kommt noch anteilig das Gewicht des Containers. Ein 40-Fuß-Container wiegt 3.900 g und fasst 38 NIU der N-Serie. Somit kommen anteilig noch 3.900 / 38 = 102,63 kg dazu. Wir rechnen also mit einem Gewicht von 236,23 kg (bzw. 0,23623 t) pro Roller.
Der Roller wird im Container ca. 200 Kilometer von Changzhou nach Shanghai transportiert. LKW haben einen CO2-Ausstoß von ca. 110 g/tkm (also 110 g pro transportierter Tonne und Kilometer; Quelle). Auf der Fahrt von Changzhou nach Shanghai „erzeugt“ unser NIU also 200 × 110 × 0,23623 = 5.197,06 g CO2.
Dann geht es auf den Seeweg. Von Shanghai nach Hamburg sind es rund 12.000 Seekilometer. Ein Seeschiff hat einen COs-Ausstoß von ca. 8 g/tkm. Von Shanghai nach Hamburg erzeugt unser NIU nun 12.000 × 8 × 0,23623 = 22.678,08 g CO2.
Bislang hat unser NIU also 5.197,06 + 22.678,08 = 27.875,14 g CO2 erzeugt. Den Weg von Hamburg nach Pfaffenhofen brauchen wir nicht berechnen, da ja der Benzinroller genauso weit hat.
Nun müssen wir ausrechnen, wie viele Kilometer Sie mit dem NIU zurücklegen müssen, bis diese 22.678,08 g gegenüber dem Benzinroller amortisiert sind.
Der Benzinroller hat einen CO2-Ausstoß von 65 g/km. Beim NIU N1Sport in der 45 km/h-Variante ist der Stromverbrauch mit 31 Wh/km angegeben. Wir rechnen noch geringfügige Verluste (Abwärme des Ladegeräts beim Laden) dazu, verwenden also 33 Wh/km (bzw. 0,033 kW/km).
Gehen wir erst einmal vom deutschen Strommix aus, bei diesem werden (im europäischen Vergleich sehr hohe) 410 g CO2 pro kWh erzeugt (Quelle). Pro Kilometer „erzeugt“ der NIU somit 0,033 × 410 = 13,53 g CO2 und spart gegenüber dem Benzinroller 51,47 g ein.
Wir dividieren jetzt die beim Transport nach Deutschland entstandenen 27.875,14 g durch 51,47 g und erhalten 541,58 km. So weit müssen Sie mit Ihrem NIU fahren, damit er in der CO2-Bilanz gegenüber dem Benzinroller positiv ist.
Nun sind Sie aber besonders umweltbewusst und natürlich schon längst auf Ökostrom umgestiegen, der bekanntlich 0 g CO2 pro kWh erzeugt. Sie sparen also gegenüber dem Benzinroller volle 65 g pro Kilometer ein. 27.875,14 g dividieren wir jetzt durch 65 g und sehen, dass Sie sogar nur 428,85 km mit Ihrem NIU fahren müssen, bis er in der CO2-Bilanz positiv ist.
Ihr „Aber“ haben wir bereits vernommen. Was ist, wenn Ihr Strom besonders „dreckig“ ist. Sie beziehen Ihren Strom ausschließlich aus Kohle und dabei entstehen pro kWh 1.080 g CO2. Uns ist zwar nicht bekannt, dass es irgendwo in Europa ein derart schmutziges Stromangebot gibt (der schmutzigste Strommix ist in Polen mit 650 g CO2/kWh zu finden), aber wir wollen ja vom schlimmsten ausgehen. Ihr NIU erzeugt dann 0,033 × 1.080 = 35,64 g CO2 pro Kilometer. Das ist sehr viel, aber immer noch 29,36 g weniger als der Benzinroller.
Dividieren wir nun 27.875,14 g durch 29,36 g sehen wir – sicherlich erstaunt – dass selbst bei der schmutzigsten Stromerzeugung ein NIU-Elektroroller aus China nach nur 949,43 Kilometern, also auch nach nicht einmal tausend Kilometern eine bessere CO2-Bilanz aufweist als ein in Europa produzierter Benzinroller.
Hinweis: Sowohl Containerschiffe, LKWs, kalorische Kraftwerke als auch Benzinroller erzeugen natürlich noch weitere umweltschädliche Abgase. Die Berechnungen wurde jedoch auf das klimaschädliche CO2 reduziert, da eine Wertung zwischen verschiedenen Schadstoffen praktisch nicht möglich ist und es zu den vielen anderen Abgasen kein verlässliches Datenmaterial verfügbar ist.